Diese Frage stellen sich nicht nur Lehrer und Eltern seit geraumer Zeit, sondern nun auch Politiker. Dies wurde auch langsam Zeit, denn gefühlt sind Deutschlands Schulen sicher nicht auf dem neusten Stand.

Es gibt wohl keinen Zweifel mehr daran, dass es an Deutschlands Schulen einen hohen Nachholbedarf bei der Ausstattung von digitaler Technik und den Schülerkompetenzen in Sachen digitalen Medien gibt. Dabei wünschen sich die meisten Eltern (mehr als 80 Prozent) ausführlichere digitale Lerninhalte in der Schule, auch wenn für die Grundschule dafür nur 55 Prozent sind.

„Wir laufen hinterher“, sagte Birgit Eickelmann, Professorin für Schulpädagogik an der Universität Paderborn.  Eickelmann präsentierte ihre Studie über die digitalen Entwicklungen an deutschen Schulen 2017 und führt fort: „Andere Länder wie Dänemark, die Niederlande, Österreich und die Schweiz sind deutlich weiter als wir“.

Eine späte Erkenntnis, denn die Defizite der technischen Ausstattung sowie die Fähigkeit der Schüler, digitale Medien umfangreich zu nutzen und technisch zu verstehen, sind offenkundig. Außerdem gebe es, so Eickelmann, eine „digitale Spaltung“: Fast 30 Prozent der 14-Jährigen seien auf dem Weg zur digitalen Kompetenz „verloren gegangen“, darunter besonders viele Jugendliche, deren Eltern ein geringes Einkommen haben. Viele Schüler seien nicht in der Lage, kompetent mit digitalen Medien umzugehen. „Es besteht ein unheimlich großer Handlungsbedarf“, sagt Eickelmann.

Auch die ICILS-Studie von 2013 (International Computer and Information Literacy Study) bestätigt, dass deutsche Achtklässler zwar im internationalen Vergleich im Schnitt ein mittleres Kompetenzniveau besitzen, aber die deutsche Leistungsspitze mit 1,5 Prozent sehr gering ist. Übrigens verfügen Mädchen in allen an der Studie teilnehmenden Ländern über höhere computer- und informationsbezogene Kompetenzen als Jungen.

„Die Schulen müssen (mit digitalen Bildungsprojekten) anfangen“, sagt Eickelmann. Ein Beispiel, das sie immer wieder gerne erwähnt, ist das Berliner Otto-Nagel-Gymnasium. Eine Schule, die die Nutzung digitaler Medien früher genutzt hat als die meisten anderen Schulen in Deutschland. Digitale Medien und die Nutzung von digitalen Inhalten sind dort Teil des pädagogischen Alltags und voll in den Unterricht integriert.

Und scheinbar sind alle dafür: Laut des Bildungsbarometers des Münchner ifo-Instituts ist die allgemeine Stimmung für mehr Digitalisierung im deutschen Bildungswesen gut. Über 80 Prozent der Deutschen sind für die Vermittlung digitaler Kompetenzen an den weiterführenden Schulen, 67 Prozent wollen, dass die Bundesregierung jeden Schüler ab der 5. beziehungsweise 7. Klasse mit einem Laptop oder Computer versorgt.

Ob die 39-jährige CSU-Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär als neue Staatsministerin für Digitales mehr für die digitale Bildung an deutschen Schulen tun wird, bleibt zu hoffen. Mit fast 70.000 Followern auf Twitter ist sie zumindest auf den Social-Media-Kanälen aktiver als viele andere Politiker. Auch als Mit-Organisatorin der sogenannten „Bundestags-LANs“ und als Initiatorin des Deutschen Computerspielpreises verspricht sie Hoffnung auf eine digitale Wende an deutschen Schulen. Warten wir es ab.

In der Zwischenzeit bemüht sich die sbt solutions GmbH darum, digitale Medientechnik an Schulen, speziell in Hamburg und Niedersachsen, zu plazieren und neue Angebote zu schaffen.

Mehr Infos zum Thema digitale Klassenzimmer finden sie unter
https://www.sbt-solutions.de/#digitaleklassenzimmer

Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wissen/expertise-zu-digitaler-bildung-deutschlands-schulen-sind-digital-abgehaengt/20327506.html

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